Weihnachten ...
....Zeit der Kostümfilme.
Wer sich die 99. Wiederholung von Sissy im Fernsehen nicht antun mag, aber auf Prunk, Raschelröcke und große Gefühle nicht verzichten will, der kann sich aktuell in folgenden Filmen aus der Gegenwart katapultieren:
Anna Karenina …Wikipedia nennt 13 Verfilmungen dieses Romans von Lew Tolstoi. Hier die britische Variante von 2012 mit Keira Knightley in der Hauptrolle.
Was kann man dem Werk heute neues abgewinnen?
Zum Glück nicht viel, es ist eine sehr werkgetreue Verfilmung des Romans ohne gewaltsame Modernisierungen. Dafür ist das Szenenbild eine Überraschung – viele Szenen scheinen sich in einem Theater abzuspielen, mal auf der Bühne, mal in den Kulissen und wenn sich eine Tür öffnet, dann weiß man nicht ob es jetzt ins Freie oder in die nächste Dekoration geht. Wirklich nur „im Freien“ spielen nur die Szenen um Kitty und Lewin, alles andere in einer sichtlich künstlichen Welt. Diese ist allerdings perfekt inszeniert, die Übergänge von einem Bild zum anderen sind immer eine Überraschung und der Film ist , wie man so sagt „opulent“ ausgestattet, sowohl was Dekorationen als auch Kostüme betrifft.
Also ein sehr schöner Film – ein bisschen zu schön, man ist erst begeistert und anschließend fühlt man sich etwas, als hätte man ein Stück süße Torte zu viel gegessen. An Keira Knightley liegt es nicht, sie spielt die Anna als junge Frau, die sie ja auch ist (wenn sie mit 16 verheiratet wurde und ihr Sohn 8 Jahre alt ist, kann sie ja höchstens Mitte 20 sein), das ist für jemanden wie mich, der bei dieser Rolle immer Anna Samoilowa im Hinterkopf hat, natürlich gewöhnungsbedürftig. Aber sie spielt die tragische Rolle der Anna sehr überzeugend. Über den Wronski (Aaron Taylor Johnson) läßt sich das leider nicht sagen, der bleibt bis auf die Szene,n wo die Affäre schon zu Ende geht, ziemlich uninteressant. Dafür Jude Law in einer absoluten Paraderolle als Fürst Karenin,
vermutlich der berühmteste betrogene Gatte der Weltliteratur. Das ist die eigentliche Überraschung des Filmes, Karenin als pedantischer, arbeitsbesessener, aber gleichzeitig toleranter und sogar liebender Ehemann, der Anna auch dann noch eine Chance gibt, als sie eigentlich schon gar keine mehr verdient hat. Man betrachtet ihn als Zuschauer mit zunehmender Sympathie und Verständnis.
Große Erwartungen. Wieder eine Literaturverfilmung , diesmal Charles Dickens. Auch einer der am häufigsten verfilmten Roman der Welt, was vor allem den Briten geschuldet ist, die ihn alle paar Jahre neu als TV Serie sehen wollen. Die Geschichte vom Waisen Pip, der als Kind aus Mitleid einem Sträfling hilft und später durch die Unterstützung eines unbekannten Gönners zum Gentleman erzogen werden soll, passt auch mit ihren Märchen- Krimi- und teilweise Horrormomenten gut in die Weihnachtszeit. Der Film ist schön, aber auch nur ein Stück brav abgefilmte Literatur mehr. Das liegt teilweise daran, dass man bei der Besetzung der Hauptdarsteller Pip und Estella bei den Kinderdarstellern die wesentlich glücklichere Hand gehabt hat als bei denen, die sie als Erwachsene verkörpern. Zu schön und zu glatt (Holiday Grainger und Jeremy Irvine). Die besten Rollen haben natürlich die „negativen§ Figuren – Robby Coltrane als undurchsichtiger Anwalt Mr.Jaggers, Ralph Fiennes als entsprungener Sträfling (nicht zu erkennen) und die von mir sehr geliebte Helena Bonham Carter in einer Bombenrolle als Mrs. Havisham
. Für mich fast der einzige Grund, diesen Film zu empfehlen.
Leider geht nach ihrem Untergang der Film geradezu gewaltsam seinen Ende entgegen, die Auflösung der verschiedenen Rätsel und Verwicklungen erfolgt sehr flüchtig und unbefriedigend und der Schluss ….. Dickens hat für den Roman bekanntlich zwei Fassungen des Endes geschrieben, einmal mit und einmal ohne Happy End. Welches der Film verwendet, sei hier nicht verraten, aber ich fand: nach der vorangegangenen Handlung wäre das anders jetzt glaubwürdiger gewesen.
Aber das kann jeder für sich entscheiden.
Und als drittes kommt am 26. 12 noch
Ludwig II ins Kino. Mit einem Budget bei 16 Millionen Euro der bisher teuerste deutsche Film. Superbesetzung, aber ein fast unbekannter Hauptdarsteller (Sabin Tambrea) , was ich gut finde und nach dem Kinotrailer bin ich schon sehr gespannt. Und die Sissy spielt diesmal Hanna Herzsprung.